Es ist Samstag, ein ganz normaler Samstag. Und was macht man an solchen Tagen? Richtig, irgendwas basteln. So auch ich. In meinem Fall etwas, das ein wenig größer ist und von einem bekannten schwedischen Möbelhaus kommt. Das Etwas, um das ich mich heute kümmern muss, heißt Pax und hat gleich noch drei Brüder mitgebracht, die auch aufgebaut werden wollen.
Wohlwissend, dass die Sache etwas länger dauern könnte, stürze ich mich zeitig in den Kampf Mann gegen Aufbauanleitung. Da ich nicht bei mir heimwerke, habe ich mich natürlich vorbereitet. Akkuschrauber, Ladegerät, Bits und Bohrer, alles mitgebracht. Man weiß ja nie, was in fremden Haushalten so vorhanden ist.
Der Aufbau geht zügig voran. Schrauben werden eingedreht, Dübel versenkt, Platten aneinander gesteckt. Dann kommt der große Moment – die Rückwand muss festgenagelt werden, um dem Schrank seine Stabilität zu verleihen. Einen ordentlich Hammer habe ich nicht mit, aber gibt es ja in jedem gut sortierten Haushalt. Also frage ich nach dem Klopfwerkzeug und staune einige Sekunde später nicht schlecht, denn ich bekomme das hier überreicht:
Das was ich da in der Hand halte ist kein Hammer, es ist ein Hämmerchen. Klein, fein, aber nur bedingt dazu geeignet mit vollem Elan die kleinen Metallstifte im Pressspan zu versenken. Aber was solls. Man nimmt was man kriegen kann. So machen ich mich ans Werk und fluche ein wenig innerlich (und vielleicht auch ein wenig äußerlich) über das nicht ganz effiziente Werkzeug. Es geht, aber nicht wirklich gut. Genaues Zielen ist erforderlich, und so richtig Wumms hat das Teil auch nicht.
Da wie bereits erwähnt Pax seine Brüder mitgebracht hat und diese ebenfalls zum Leben erweckt werden wollen, wird an verschiedenen Orten in der Wohnung gleichzeitig geschraubt, gehämmert und gelegentlich geflucht.
Nach einer Weile komme ich wieder ein den Punkt, an dem eine weitere Rückwand mit dem Korpus vereint werden will, doch das kleine Hämmerchen ist gerade in Benutzung. So frage ich, ob es denn noch einen weiteren Hammer im Haushalt gäbe, um ein einem parallelen Rückwand-befestigungs-Wettkampf gegen das andere Team antreten zu können.
Als meine Frage bejaht wird, ertappe ich mich bei dem heimlichen Gedanken, dass sich diesmal vielleicht doch noch ein ordentlicher Hammer finden wird. Kurze Zeit später staune ich abermals nicht schlecht, denn mit dem was mir diesmal überreicht wird, habe ich tatsächlich nicht gerechnet.
Mir war nicht klar gewesen, dass es so filigrane Hämmerchen überhaupt gibt. Auch bin ich mir über den eigentlichen Verwendungszweck dieses Werkzeugs nicht ganz klar. Rückwände festtackern kann zumindest nicht seine Hauptaufgabe sein. In Ermangelung einer Alternative mache ich mich trotzdem ans Werk und hämmer(chen)e einfach weiter.
Weitere Zeit verstreicht und es ergibt sich, dass ich das erste Hämmerchen wieder in der Hand hat – jener Hammer, mit dem ich schon anfangs so unglücklich war.
Ich setze zum Schlag an, bearbeite den Nagel, und da passiert es. Ich denke: “Wow, das geht ja gut”. Das Hämmerchen, dass ich anfangs so verflucht habe, schlägt sich im Vergleich zu seinem Miniatur-Kumpel wirklich gut.
Spätestens jetzt werdet ihr euch vermutlich fragen, was der Autor mit dieser kleinen Anekdote überhaupt sagen will und was das ganze in einem Blog über Leadership und Führung zu suchen hat.
Was mir in diesem Moment klar wurde war, wie sehr unsere Bewertungen und Beurteilungen vom Kontext und Erwartungshaltungen abhängen. In meinem Kopf hatte ich mir einen richtig ordentlichen Hammer vorgestellt. Entsprechend enttäuscht war ich, gewesen, als ich mit dem Kinderspielzeug vorlieb nehmen musste. Erst das Benutzen beider Hämmer hatte mit klar gemacht, wie gut ich es doch eigentlich mit dem ersten gehabt hatte.
Aber was hat das jetzt mit Führung zu tun? Nun, wie bereits in “Failst du noch oder lernst du schon?” erwähnt, kann man andere nicht effektiv führen, wenn man sich selbst nicht effektiv führen kann. Eigenbetrachtung und Selbstreflexion sind wichtige Werkzeuge, um Situationen aus mehreren Blickwinkeln betrachten zu können und bessere Entscheidungen herbeiführen zu können.
Zusätzlich ist Leadership nicht einfach. Wer das behauptet, ist kein Lead. Kontext Betrachtungen können helfen vermeintlich schlechte Situationen als gar nicht so schlimm wahrzunehmen. Der nicht erfolgreiche Sprint kann als Anlass genommen werden, noch einmal genau zu schauen, was im Team verbessert werden kann. Die geringer als erwartet ausgefallene Gehaltserhöhung wirkt nicht so ärgerlich, wenn man bereits auf einem hohen Gehaltsgefüge liegt und sich das verdeutlicht. Der Vorgesetzte, der einen gerade nervt und über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken lässt, mag im Nachhinein vielleicht doch nicht so schlecht erscheinen, wenn sich sein Nachfolger als noch größeres Übel herausstellt. Alles Situationen, die viel leichter erscheinen, wenn man seinen Blick darauf verändert.
Ich erinnere mich daran, dass ich früher regelmäßig Schlafprobleme hatte. Ich wachte früh auf, manchmal ein bis zwei Stunden bevor der Wecker klingeln sollte. Und was passierte da mit mir? Ich war ärgerlich. Ich fühlte mich um meinen wohlverdienten Schlaf gebracht, war wütend, dass ich nicht später aufgewacht bin. Ich ging davon aus, dass ich jetzt nicht mehr erholt genug für den nächsten Tag sein würden. Natürlich schlief ich mit all dem Ärger im Kopf nicht mehr ein und war am Morgen tatsächlich gerädert.
Wenn mir das heutzutage passiert, verändere ich einfach den Kontext. Ich weiß, dass wenn ich mich am Nachmittag 20 – 30 Minuten hinlege, ich danach viel ausgeruhter bin. Dieses Wissen nutze ich dann, um mir zu sagen: “Noch eine Stunde is der Wecker klingelt? Cool, 2x MIttagsschlaf. Das reicht vollkommen.” In der Regel schlafe ich kurz nachdem Gedanken wieder ein.
Je öfter man diese Technik benutzt, desto positiver werden die eigenen Gedanken. Das hilft zum einen seine Mitarbeiter in Krisensituationen zu motivieren. Zum anderen wirkt sich das auch auf die tägliche Zusammenarbeit aus, wenn man mit einer positiveren Ausstrahlung an die Aufgaben herangeht. Denn deine Mitarbeiter spüren, wenn du immer nur negativ durch die Gegend stiefelst. Und ob du es willst, oder nicht, als Lead hat deine Stimmung einen starken Einfluss auf dein Team. Solche Gedankenveränderungen bei seinen MItarbeitern zu stärken und sich selbst zu trainieren kann einen außerordentlich positiven Effekt auf die Zusammenarbeit haben und helfen das Vertrauen und die psychologische Sicherheit im Team zu erhöhen.
Dies sollen nur ein paar Gedanken sein, die durch einen kleinen Hammer ausgelöst wurden, der sich im Nachhinein doch gar nicht also so schlecht herausstellte, wie anfangs gedacht wurde. Vielleicht regen sie den ein oder anderen an, sich intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen. Über den Einfluss positiver Gedanken beim Führen von MItarbeitern, werde ich in einem anderen Artikel einmal ausführlicher eingehen. Bis dahin: “Always look on the bright side of live” oder versucht es zumindest 🙂