Vielleicht war ja doch nicht alles so schlecht in 2022. Und vielleicht macht das auch etwas Mut, um positiv nach 2023 zu blicken. Mit etwas Glück werden die Krisen weniger und die guten Nachrichten immer mehr. Und vielleicht kann ja jeder einzelne auch etwas dazu beitragen, dass dies gelingt.”

Mit diesen Worten hatte ich den Jahresrückblick 2022 beendet. Tja, Pustekuchen. Das war dann wohl nichts. 

Es gibt immer noch Krieg in Europa, im Nahen Osten gibt es einen neuen. China bereitet sich auf die Übernahme von Taiwan vor. Über 110 Millionen Menschen sind weltweit vor Kriegen, Katastrophen, Hungersnöten und anderen Leiden auf der Flucht. Und anti-demokratische Stimmung und Gedanken breiten sich frei und unverblümt in Europa und weltweit aus. Es scheint, als wäre das Zeitaltern der Diktaturen und Autokraten auf dem Vormarsch und die Menschheit bereit 200 Jahre Entwicklung für Freiheit und Gleichheit über den Haufen zu werfen und noch einmal einen kräftigen Schritt zurückzugehen. 

Da mag es verwundern, dass viele Menschen Angst vor der Künstlichen Intelligenz haben, während die natürliche doch viel beängstigender ist. 

Aber glücklicherweise gibt es abseits der Pessimismus-geprägten Mainstream-Medien und der verschwörungstheoretisch getünchten Sozialen Medien, Dinge, die einem die Zukunft freundlicher erscheinen lassen. Zeit, für einen etwas positiveren Blick auf das vergangene Jahr. Hier einige gute Neuigkeiten*, die 2023 im Trubel der Massenmedien untergegangen sind. 

Januar 

Wusstet ihr beispielsweise, dass es im Januar einer Forschungsgruppe der Universität Koblenz gelang recycle- und kompostierbares Polyester herzustellen, welches ähnlich wie hochdichtes Polyethylen Stabilität und Materialeigenschaften aufweist, welche für Industrielle Fertigung benötigt werden? Mit Hilfe von Enzymen können diese Kunstoffen innerhalb von zwei Monaten kompostiert werden. Ein großer Schritt im Kampf gegen die Mikroplastik in den Meeren und unserer Nahrung. 

Im selben Monat beschließt Kanada, bis 2030 komplett plastikfrei zu sein und somit die jährlich drei Millionen Tonnen Plastikmüll drastisch zu reduzieren. Das Gesetz, welches bereits im Dezember veröffentlicht wurde, zeigt bereits in den Städten Wirkung. 

In den USA gilt nun ein Gesetz, dass es erlaubt, alle Arzneimittel ohne Tierversuche durch die US-Arzeneimttelbehörte (FDA) zuzulassen. Stattdessen können künftig Mittel wie menschliche Miniorgane (Organoide), Multi-Organ-Chips oder computerbasierte Verfahren genutzt werden. 

Februar

Die guten Neuigkeiten gehen im Februar weiter: Aufgrund des großen Erfolges des Veganuary beschloss die Deutsche Bahn im Februar in ihrem Bord Restaurants zukünftig dauerhaft vegane Gerichte anzubieten.

Seit dem 15.Februar ermöglichen die Berliner Bäderbetriebe kostenfreien Zugang für einkommensschwache Berliner und ermöglichen so den Zugang zu Schwimm-Aktivitäten für mehr als 650.000 Berliner.   

Ebenfalls im Februar wurde bekannt, dass der dritte Patient weltweit durch eine Stammzelltherapie vom HI-Virus befreit wurde. Der 53 Jahre alte Mann, der als “Düsseldorfer Patient” bezeichnet wird, bekam die Stammzelltransplantation, um eine aggressive Form von Blutkrebs zu bekämpfen, an der er zusätzlich zur HIV-Infektion erkrankt war. Neben dem “Berliner”- und dem “Londoner Patienten” ist er der dritte Mensch weltweit, bei dem diese Therapie erfolgreich angewendet werden konnte. Und seine Krebserkrankung konnte ebenfalls durch die therapiert geheilt werden. Wir sind auf einem guten Weg, zwei schrecklichen Krankheiten in den Griff zu bekommen. 

März 

Und damit sind wir im März und dem wichtigsten Ereignis in 2023, und wohl auch in meinen letzten 44 Jahren. Am Morgen des 6. März, um 7:59 Uhr, bei winterlichem Schneefall, wurde meinen kleine Tochter Anni Louise geboren. Etwas Schöneres und Positiveres gibt es für dieses Jahr nicht mehr zu berichten. 

Lasst uns trotzdem weitermachen: Ein Anfang März beschlossenes Abkommen der UN ermöglicht es nun, den Hochsee-Raum besser zu schützen. Der HochseeRaum umfasst alle Meeresbereiche außerhalb der 200-Meilenzone (ca. 2/3 Drittel der Meere) und galt bislang als rechtsfreier Raum in Bezug auf Naturschutz. Mit dem neuen Abkommen kann nun das im Dezember 2022 verabschiedete UN-Artenschutzabkommen auch auf die Meere angewandt werden. Dadurch können auch abseits der 200-Meilenzone Schutzgebiete eingerichtet werden, in denen beispielsweise Fischfang reduziert oder verboten ist. 

Das dürfte unter anderem Lolita freuen, eine Orka-Dame, die über 50 Jahre in Miami in einem kleinen Becken lebte und regelmäßig in Shows auftreten musste. Im März wurde sie endlich in die Freiheit entlassen und kann hoffentlich den Rest ihres Lebens frei durch die Meere schwimmen. 

Ach übrigens: Seit dem 8.März darf in Berliner Bädern jeder oben ohne baden. Dies wurde durch die Pressestelle der Bäderbetriebe einen Tag vorher mitgeteilt. Dem voraus ging einen Beschwerde einer Frau, die im Dezember ohne Oberbekleidung eines Bades verwiesen wurde. Der 8. März (internationaler Frauentag) ist übrigens seit 2019 gesetzlicher Feiertag in Berlin – neben Mecklenburg-Vorpommern (seit 2023) eins von zwei Bundesländern, in denen offiziell Frauen mit einem Feiertag gefeiert werden. Gut so, Berlin und Meck-Pomm. Und schämt euch, ihr restlichen Bundesländer! 

April

Und wo wir gerade beim Thema Gleichberechtigung sind: Im April wurde die Besatzung der für Ende 2024 geplanten Mond-Mission bekannt gegeben, welche als erste Crew seit 50 Jahren den Mond umrunden wird. Neben zwei anderen Crew-Mitgliedern werden Christiana Hammock Koch als erste weibliche Astronautin und Victor Glover als erste Person of Color bei der Mondmission dabei sein. 

Am 26. April einigt sich das Europäische Parlament auf die Verordnung über nachhaltige Flugzeugtreibstoffe (ReFuel Aviation). Demnach muss ab 2025 der Kraftstoff für den Flugverkehr mindestens 2% nachhaltigen Kraftstoff enthalten. Zusätzlich müssen mindestens 1,2% synthetischer Kraftstoff (E-Fuels) gefüllt werden. Laut Verordnung müssen beide Werte bis 2050 in 5er-Schritten auf 70% ansteigen. 

Und dann wurde durch die Brauerei Neuzelle im April noch publik gemacht, dass sie ein Instant-Bier entwickelt haben. Mischt man das Bierpulver mit Wasser, so entsteht ein (zurzeit noch alkoholfreies) Bier mit richtiger Schaumkrone – so das Versprechen. Die Idee dahinter: Durch die komprimierte Pulverform kann das Bier umweltfreundlicher transportiert werden. Na dann mal Prost!

Passend zum Thema Alkohol: Im April war der dritte Jahrestag meines Alkoholabstinenz-Experiments, das eigentlich nur einen Monat dauern sollte. Für mich ebenfalls eine Good-News. 

Kostenlos Gefülltes Klares Glas Stock-Foto

Mai 

Im Mai stoppte die brasilianische Umweltbehörde die Ölbohrungen der halbstaatlichen Ölkonzerns Petrobras an der Mündung des Amazonas in den Atlantik. Hauptgrund waren der fehlende Umweltschutz im Falle von Katastrophen und der unklare Einfluss auf den Lebensraum indigener Einwohner. 

Ein von Siemens entwickeltes Giga-Windrad schaffte im Mai im Testbetrieb 395 Megawattstunden an einem Tag. Das ist so viel Energie wie einen vierköpfige Familie in 100 Jahren an Energie benötigt – Ein ein Weltrekord und ein großer Schritt in Richtung erneuerbare Energien. Wenn wir es jetzt noch schaffen, diese Energie effizient zu speichern, dann wird es zukünftig einfach sein ohne fossile Energieträger auszukommen. 

Juni

Die EU stellte im Juni 20 verschieden initiativen zur Depressionsbehandlng und Suizid-Pärevention in Europa vor. Die Programme werden mit 1,23 Milliarden Euro gefördert. Laut der EU-Kommission waren bereits vor der Corona-Pandemie mehr als 84-Millionen Menschen EU-weit an psychischen Krankheiten erkrankt.

Ebenfalls im Juni traten die USA wieder der UNESCO bei, welche sie 2017 unter Donald Trump verlassen hatte.

Und am 18.Juni beschließt die Schweiz in einer Volksabstimmung die Klimaneutralität bis 2050 und zieht damit mit den Zielen der EU gleich.  

Juli 

Im Juli schafft Neuseeland als erstes Land der Welt dünne Plastiktüten für Obst und Gemüse ab. Zusätzlich werden mit demselben Gesetz auch Plastik-Strohhalme und Plastikbesteck verboten. Ziel ist es, dass 150 Millionen Einwegtüten pro Jahre weniger produziert werden und auf den Müllhalden landen. 

Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstags, verzichteten die Bundesstaaten Utah und Colorado auf Feuerwerke und feierten stattdessen mit Drohnen-basierten Lichtshows, um die Gefahren von Umweltschäden durch Waldbrände zu verhindern. 

Forscher des Medical Research Institute Kitano Hospital in Japan haben ein Medikament vorgestellt, welches Zähne nachwachsen lassen kann. Besonders Menschen mit Anodontie – Menschen ohne Zähne – könnte mit diesem Medikament geholfen werden. Erste Studien an Mäusen verliefen erfolgreich und ließen eine dritte Generation wachsen, nachdem die Milchzähne und die richtigen Zähne gewachsen waren. Geplant ist, dieses Medikament im Jahr 2023 auf den Markt zu bringen. 

August 

Seit dem ersten August erheben die Seychellen eine Urlaubsgebühr für den Naturschutz. Der Betrag von 1,70€ bis 6,90€ pro Tag ist in der jeweiligen Unterkunft zu entrichten. Die Einnahmen werden genutzt, um die bei Touristen beliebten Strände und Korallenriffe besser schützen zu können. 

Italien testet einen kostenlosen Taxi-Service am Wochenende, der Partygäste sicher nach Hause bringen soll. Italiens Verkehrsministerium arbeitet mit sechs großen Diskotheken zusammen, um Gäste sicher nach Hause zu bringen, die auf Grund von Alkoholkonsum nicht mehr selbst fahren können. Damit soll den erschreckend hohen Verkehrs-Todeszahlen an Wochenenden entgegengewirkt werden, denn bis August starben mindestens 759 Menschen bei Unfällen am Wochenende. 

Deutschland wäscht übrigens immer kälter, wie der WWF ihre einjährige Kampagne, die im Juli 2022 startete, ausgewertete. Insgesamt um 1,25 Grad Celsius, was rechnerisch einer jährlichen CO2-Reduktion von 100.000 Tonnen entspricht.

Und um weiter CO2 zu binden, testet die schweizer Stadt Basel im August einen grünen Asphalt, der durch Beimischung von Pflanzenkohle CO2 bindet. Geplant ist, dass 450 Tonnen CO2 jährlich mehr eingelagert werden können, als bei der Produktion erzeugt werden. 

Kostenlos Schwenkfotografie Des Gelben Taxis Stock-Foto

September

Weniger Inhalt, mehr Verpackung – Shrinkflation – ein beliebter Trick, mit dem Hersteller versteckt ihre Umsätze steigern wollen. Die französische Supermarktkette Carrefour geht nun dagegen vor, um vor diesen versteckten Preiserhöhungen zu warnen. “Shrinkflation, das Gewicht dieses Produktes hat sich verringert, und der Preis unseres Lieferanten ist gestiegen”, steht auf Aufklebern, die von der Supermarktkette an den Produkten angebracht werden.  Auch die französische Regierung plant ein Gesetz, mit dem diese versteckten Erhöhungen transparent gemacht werden sollen. Sehr löblich, so etwas hätte ich auch gerne bei uns. 

Am 6. September teilte die NASA mit, dass es gelungen sei, auf dem Mars Sauerstoff zu erzeugen. Insgesamt wurden 122 Gramm Sauerstoff produziert. Gut, das Ganze dauerte über 2 Jahre und war gerade einmal genug Sauerstoff, um einen kleinen Hund für 10 Stunden zu versorgen, aber immerhin! Breath in, breath out.

Und ebenfalls im September gibt die Firma SAP bekannt, dass ab 2024 alle ihre Väter und alle anderen Partnern sechs Wochen bezahlte Freistellung bekommen, um sich um ihren neugeborenen Nachwuchs zu kümmern. Während Väter und Partner in anderen Firmen dafür ihren Jahresurlaub aufwenden müssen, geht SAP in die richtige Richtung, um zu zeigen, dass Beruf und Familie vereinbar sind. Ich finde, das ist eine großartige Initiative und sollte als Vorbild für andere große (DAX-)Unternehmen gelten. 

Oktober

Um besser gegen Volkskrankheiten wie Krebs, Demenz und Herz-Kreislauferkrankungen vorzugehen, gründete die Deutsche Bundesregierung im Oktober ein eigenes Institut. Das neue Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin soll bis 2025 aufgebaut werden. Obwohl Deutschland in der EU die höchsten Ausgaben für Gesundheit hat, liegt die Lebenserwartung im europäischen Vergleich nur im Durchschnitt

In Schweden wurde weltweit dem ersten Menschen eine Prothese eingesetzt, die fest mit Knochen, Muskeln und Nerven verbunden ist. Der 50-jährigen Testpatientin wurde vor 20 Jahren durch einen Unfall der Unterarm abgetrennt. Durch den festen Verbund mit den Muskeln und Nervenbahnen kann sie nun allein alle 5 Finger bewegen und sechs verschiedene Bewegungen mit der Hand ausführen. Da die gekappten Nervenbahnen nun mit der Prothese verbunden sind, reduziert sich auch der Phantomschmerz erheblich, wodurch die Patientin auf weniger Schmerzmittel angewiesen ist. 

Und Japan kippt endlich die Sterilisationspflicht für Transsexuelle. Das entsprechende Gesetz, welches  seit 2004 in Kraft war, wurde vom Obersten Gericht Japans als verfassungswidrig erklärt. 

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November

Und gute Neuigkeiten kamen im November aus dem Amazonasgebiet. Laut Bericht des gemeinnützigen “Amazon Conservation” Programms, ging die Abholzung des Amazonasgebietes im Jahr 2023 um 55,8% zurück. Sowohl in Brasilien, Kolumbien, Peru als auch in Bolivien gingen die Zahlen der Waldrodungen zurück.  

Einer im November veröffentlichten Studie chinesischer Forscher zur Folge, kann der Konsum von 2,5 Tassen Tee oder Kaffee helfen, das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, zu reduzieren. Dies war das Ergebnis einer Metastudie, die verschiedene Studien auswertete, an der insgesamt über 400.000 Menschen teilnahmen. 

Und ebenfalls im November startet Österreich mit einem “Housing First” Programm, mit dem Finland bereits die Anzahl seiner obdachlosen Bürger halbieren konnte. 1000 obdachlose Menschen sollen bis September 2024 eine eigene Wohnung erhalten. Sozialarbeiter begleiten in Krisenzeiten. Investiert werden dafür 6,6 Millionen Euro. 

Dezember

Und zum Jahresende beschließt die Europäische Union ein Vernichtungsverbot von unverkauften Kleidern. Unternehmen müssen künftig offenlegen, wie viele unverkaufte Artikel sie aussortieren und warum. Das Verbot betrifft auch Schuhe und Bekleidungszubehör. 

Und ebenfalls im Dezember einigte sich die EU auf eine strenges Lieferkettengesetz. Großunternehmen können nun zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie von Kinder- und Zwangsarbeit außerhalb der EU profitieren. Ebenso müssen große Unternehmen einen Plan vorlegen können, wie ihre Unternehmensstrategie mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar ist und können vor dem Europäischen Gerichtshof im Fall von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette zur Rechenschaft gezogen werden. 

Kanada beschließt, dass ab 2025 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden dürfen. 

Und in Deutschland wurde 2023 erstmals die Hälfte des produzierten Stroms klimaneutral hergestellt. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer kompletten klimaneutralen Stromversorgung. 

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Zum Schluss

So, das war ein etwas positiverer Jahresrückblick. Ich hoffe ihr konnte –  trotz aller Krisen –  ein wenig Optimismus tanken. Und deshalb schließe ich in diesem Jahr, genau wie im letzten Jahr mit folgenden Worten:

Vielleicht war ja doch nicht alles so schlecht in 2023. Und vielleicht macht das auch etwas Mut, um positiv nach 2024 zu blicken. Mit etwas Glück werden die Krisen weniger und die guten Nachrichten immer mehr. Und vielleicht kann ja jeder einzelne auch etwas dazu beitragen, dass dies gelingt.”

Wir sehen uns in 2024 wieder! Happy New Year!

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